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Sonntag, 20. Mai 2012

Nikolaus von Myra und Lykien


Das Einzigartige an Reisen in die Türkei ist, dass man immer wieder auf Spuren der eigenen Kulturgeschichte stößt. Eine besondere Mischung von Welt-, Religions- und Individualgeschichte habe ich erlebt, als ich Demre – früher Mira oder Myra – besuchte.
Viele haben sicher wie ich den Nikolausabend in Erinnerung, an dem die Kinder in den Familien mit „Apfel, Nuss und Mandelkern“ beschenkt wurden, nachdem sie „Nikolaus komm in unser Haus, pack die guten Sachen aus“ gesungen hatten.
Mitten im Frühling auf dem Platz an der Nikolauskirche eine riesige Nikolausfigur zu sehen,  war rührend. Die aus Erzählungen und Familientradition bekannte Geschichte vom guten Bischof bekam hier plötzlich lebendige Züge.





















In der christlichen Geschichte der West- und der Ostkirche ist Nikolaus von Myra nicht nur der Schutzheilige der Kinder, sondern auch der Seeleute. Der Ursprung seiner Heiligkeit geht auf mehrere Legenden zurück, z.B. der Rettung der Menschen von Myra vor dem Hunger durch die Beschaffung von Korn von einem Schiff, das für Byzanz bestimmt war oder die Ausstattung der Mitgift dreier Schwestern, damit sie nicht rechtlos wurden und noch einige mehr.(siehe Wikipedia)
In der Türkei ist „Noel Baba“ auch bekannt, er inspiriert die Türken, sich am Silvesterabend zu beschenken, auch verschenken in Kaufhäusern als Nikolaus verkleidete Angestellte Süßigkeiten an Kunden. Diese Gemeinsamkeit der Kulturen traf ich noch oft in der Türkei an.

Vor der christlichen Epoche (vor 400 n.Chr.) war Lykien unter hellenistischer Herrschaft. Die Menschen verehrten Artemis, den Zwilling Apollons - in der griechischen Mythologie als Göttin der Jagd, des Waldes und Hüterin der Frauen und Kinder verehrt. Sie hatte in Myra einen eigenen Tempel, der irgendwann im 6.Jrh.n.Chr. abgerissen wurde. Ab dem 5.Jrh. war Myra christlich, ab 9. Jrh. islamisch, verlor dann aber an Bedeutung.  Ab 1965 erforschten Archäologen das Gebiet und gruben die antiken Reste und Anlagen unter dem Schlamm des Demre-Flusses wieder aus.

Die Nikolauskirche ist seit ihrer Wiederentdeckung als „Noel Baba Müzezi“ inzwischen wieder für den Tourismus geöffnet, wird aber nicht regelmäßig für christliche Gottesdienste genehmigt.





Teilweise sind Wandbilder/Fresken  zum Vorschein gebracht worden.

















Nikolaus als Schutzpatron Russlands wird an einem Sarkophag von russischen Christen verehrt. In dem Sarkophag lagen die Gebeine des Heiligen bis ca.1100 n.Chr., jedenfalls steht es so in den Chroniken, dann nutzten süditalienische Kaufleute die unsicheren Zeiten aus, die Gebeine zu rauben, um sie nach Bari in Italien zu verschiffen, wo sie heute noch verehrt werden. 



















Eine Statue des Bischofs steht vor dem Museum, ebenso Ausgrabungsfundstücke.

















An diesem Bild erkennt man unten am Kreuz einen Anker, Hinweis auf die Legende vom Kornschiff.


Demre liegt in Lykien. Dieses Gebiet erstreckt sich von Kemer/Phaselis, südwestlich von Antalya über die halbkreisförmige Landschaft entlang des Meeres bis nach Fethiye (Telemessos). Die Lykier waren ein Volk mit eigener Kultur, Schrift und Sprache. Ihr Land wird auch „das Land der Sarkophage, Zyklopen und mythischen Helden“ genannt.
Die Orte treten oft als Ortspaare auf, d.h. jedem Hafen an der Küste war ein Ort in den Bergen/im Landesinneren zugeordnetDer alte Hafen von Myra, Andriake,  5 Kilometer südwestlich von Demre (heutiger Name: Bucht von Caygzi) ist heute verlandet. (Wikipedia)
Die antiken Anlage Myras erreicht man, wenn man vom Platz an der Kirche aus ca. 3 km nach Norden fährt: ein Amphitheater und Felsengräber und weitere Ausgrabungsfunde.






















Historisch bekannt ist der „lykische Weg“ (als Handelsweg) von Fethiye im Westen 509 km entlang der Küste bis Antalya. Die Engländerin Kate Clow hat Nachforschungen angestellt und schließlich streckenweise Wandermarkierungen angebracht  und ganze Wanderreisen entwickelt, so dass man heute schöne – kürzere oder längere - Wanderungen unternehmen kann, auf denen Vieles entdeckt werden will.






















Auch eine Tagesfahrt nach Demre bietet sich z.B. an, wenn man in Kemer, Phaselis, Kaş oder Antalya Urlaub macht und Interesse an der Geschichte mitbringt. Die Fahrt entlang der Küste bietet außerdem herrliche Ausblicke auf die Buchten, das Mittelmeer und die Berge.

Weitere Infos zu Türkeireisen, Lykischem Weg, Wanderreisen bei Reisen Gepart
Fotos: Copyright: Hildegard Geerkens

Post erstellt von Hildegard Geerkens
Reisen Gepart, 47906 Kempen,

Tel.: 02152-966 3935 




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